02-08-15 - Arlberg Giro

Arlberg Giro 2015 – Des einen Freud, des anderen Leid

Als Sportler braucht man Ziele, auf die man hinarbeiten kann. Ein solches Ziel ist der seit einigen Jahren stattfindende Arlberg Giro, mit Start und Ziel in St. Anton am Arlberg. Die 149 km lange Strecke, auf denen 2400 Höhenmeter überwunden werden mussten, bewältigten in diesem Jahr ca. 1100 Teilnehmer. Für manche Teilnehmer wurde es „zur schrecklichsten Radfahrerei“ des Jahres.

Mit am Start dabei waren Nadine Endriß, Dominic Stadel, Ivo Kersten, Marc Schulz, Siegfried Tews und Thomas Zaiser. Besonders erwähnenswert ist die Leistung von Marc, der im Gesamtklassement mit einer Gesamtzeit von 5:14 Stunden und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 28,3 km/h einen hervorragenden 381. Platz belegte. Damit war Marc 45 Minuten vor dem nächstplatzierten TBU Radsportler im Ziel.  Siegfried konnte in seiner Altersgruppe den sehr guten 18. Platz belegen und wurde 659. im Gesamtklassement. Leider musste unsere Nadine aus gesundheitlichen Gründen das Rennen vorzeitig abbrechen.
Hier die persönlichen Eindrücke von Siegfried Tews:
Schlimmer geht immer – das war so ziemlich die schrecklichste Radfahrerei die ich jemals mitgemacht habe. Der Wetterbericht hat vorausgesagt, dass es beim Start um 6 Uhr ein 50%iges Regenrisiko gibt und dann mit großer Wahrscheinlichkeit trocken bleibt. Die Wirklichkeit sieht aber ganz anders aus. Beim Start ist es trocken, aber nach ca. 3 km am Anstieg zum Arlberg, Nieselregen, was beim Anstieg ja nicht so schlimm ist. Die Geschwindigkeit ist gering und bei der Strampelei wird einem schon warm. Ganz anders dann bei der Abfahrt nach Bludenz, der Nieselregen geht in wolkenbruchartigen Regen über. Starker Nebel und eine komplett beschlagene Brille machen die Abfahrt, die sonst mit Spitzengeschwindigkeiten bis 90 km/h gefahren wird zu einem echten Himmelfahrtskommando. Ich sehe zeitweise noch nicht mal mehr den Vordermann. Ein neben mir fahrender ruft mir zu: „Bei dir zittert das ganze Rad“. Was durchaus stimmt, ich weiß aber nicht ob aus Angst oder vor Kälte. Die Temperaturen sind nämlich ebenfalls im unteren einstelligen Bereich. Ich friere.
Endlich und ohne Schaden am Abzweig ins schöne Montafon. Die nächsten 25 km bis nach Partenen geht es flach bis leicht bergan, es sind ja nur 510 Hm zu überwinden. Der Regen hält sich durch das komplette Montafon. Nichts zu sehen von der schönen Landschaft, nur die Voraus- und Nebenherfahrenden. Was das beim Windschattenfahren bedeutet wollt ihr euch nicht vorstellen. Abgesehen vom Regen trifft dich der Wasserstrahl vom Hinterrad des Vorausfahrenden genau ins Auge. Ich bin nass bis auf die Haut und es ist saukalt, die Füße sind fast nicht mehr zu spüren, dass sie noch da sind kann ich dem quak, quak Geräusch entnehmen, welches bei jeder Kurbelumdrehung in den Schuhen entsteht. Mittlerweile habe ich die Brille abgenommen und tatsächlich kann ich jetzt etwas besser sehen. Den Regen spüre ich nicht mehr und an der „Labestation“ in Partenen halte ich nicht an. Getränke muss ich nämlich nicht nachfassen, nehme an, ich habe durch die Gischt vom Hinterreifen des Vordermanns und durch das Luftschnappen mit offenem Mund, genügend Flüssigkeit abbekommen. Ab jetzt geht es mächtig hoch bis zur Bieler Höhe (2032m üM) mit Steigungen von mehr als 12% auf einer Länge von ca. 15km. Warum mach ich das nur. Für meine Kondition habe ich zudem die falsche Übersetzung und bleib manchmal fast auf dem Pedal stehen. Elende Quälerei. Endlich oben auf der Bieler Höhe. Diesmal genehmige ich mir eine halbe Semmel, Getränk brauche ich noch immer keines. Die Abfahrt ist mir jetzt sehr willkommen. Der Spaß, den ich sonst dabei empfinde, kommt wegen der nassen Straße trotzdem nicht auf. Im oberen Bereich ist es sehr steil mit 4 Kehren, danach geht es ca. 40 km immer leicht bergab. Ab Galtür finde ich endlich zwei geeignete Mitfahrer, mit denen ich mich in der Führungsarbeit abwechsle. So geht es in rasanter Fahrt und Geschwindigkeiten zwischen 35 und 50 km/h durch Ischgl, Kappel, See das Paznauntal hinunter bis Pians. Die letzten 20 km wieder hoch bis St. Anton sind dann trocken und mit moderaten Anstiegen. Im Ziel scheint die Sonne und die bereits eingetroffenen Mitstreiter halten die Hände zur Gratulation entgegen. Was für ein toller Tag, das müssen wir unbedingt im nächsten Jahr wiederholen.
 



Zurück